Quellenangabe zum Video auf der vorhergehenden Folie:
sportstudio.de; Rund 60.000 Frauen haben in Vereinen Fußball gespielt, bevor das Verbot aufgehoben wurde; hochgeladen am 26.07.2022; https://www.tiktok.com/@sportstudio.de/video/7124646825331625221
Wichtiger Hinweis:
Das Video auf der vorhergehenden Folie ist von der Creative-Commons-Lizenz ausgenommen. Es steht unter keiner Creative-Commons-Lizenz.
Erklärtext zum Video
(didaktische Empfehlung: erst nach der eigenen Analyse lesen):
Das TikTok mit dem Titel “Frauenfußball: Langer Weg zur Anerkennung” nutzt das Format eines seriösen Sportstudios und unter Verwendung einer zentralen Einstellung, um eine feministische Gegenerzählung zu etablieren. Vor dem zunächst schwarzen Hintergrund, der journalistische Seriosität symbolisiert und offensichtlich einen Greenscreen darstellt, bewegen sich animierte orangene und weiße Balken. Dieses visuelle Element erzeugt Dynamik, ohne von der inhaltlichen Botschaft abzulenken. Die Moderatorin Leonie, deren Name zu Beginn des Videos in einem orangenen Kasten eingeblendet wird, schafft zunächst eine thematische Verbindung zwischen der Frauenfußball-EM 2023 und der historischen Entwicklung des professionellen Frauenfußballs. Sie stellt sofort eine persönliche Verbindung her, indem sie die Zuschauenden direkt anspricht: “Wusstest du, dass der DFB es Frauen zwischen 1955 und 1970 offiziell verbot, überhaupt Fußball spielen zu dürfen?”Diese rhetorische Frage funktioniert als Aufmerksamkeitsfänger und etabliert gleichzeitig das historische Unrecht als Ausgangspunkt. Zur Verbildlichung erscheinen in der oberen linken Ecke Schwarzweiß-Fotografien fußballspielender Frauen aus Mitte des 20 Jhd. in einer runden Form. Sie stellen ein visuelles Gegennarrativ dar, das die Existenz dieser Sportlerinnen trotz des offiziellen Verbots und der damit einhergehenden Ausgrenzung dokumentiert. Diese Einblendungen erzeugen einen wirkungsvollen Kontrast zum zuvor eher statischen Setting und liefern eine eindrucksvolle bildliche Ergänzung zur Erzählung des Verbots.Besonders effektiv arbeitet das Video mit visuellen Mitteln, um die Mechanismen institutioneller Diskriminierung offenzulegen. So visualisiert bspw. das Durchstreichen des Textblocks “keine großen Fußballereignisse der Männer” die Druckmittel, welche der DFB zwischen 1955 und 1970 gegen Gemeinden einsetzte, die Frauen trotz des vorherrschenden Verbots spielen ließen. Die Moderatorin setzt ihre Körpersprache gezielt ein, wenn sie bei “ärztliche Gutachten” Anführungszeichen in die Luft zeichnet. Dabei handelt es sich um eine subtile, aber unmissverständliche Kritik an den pseudowissenschaftlichen Begründungen für das Verbot seitens des DFB. Die eingeblendete Gleichung “Fußball = unweiblich” entlarvt den eigentlichen Kern des Verbots: Nicht Sorge um die Gesundheit, sondern die Aufrechterhaltung traditioneller Geschlechternormen waren dabei vordergründig.Die anschaulich visualisierten und hervorgehobenen Stichpunkte ermöglichen es, die Kernaussagen des Videos zu erfassen, auch wenn dieses ohne Ton abgespielt wird. Dieses TikTok-typische Designelement erhöht zudem die Barrierefreiheit. Die Geschichte des Widerstands wird besonders eindrücklich, wenn Leonie berichtet, dass zehntausende Frauen trotz des Verbots weiterspielten, offiziell unter “Alte Herren” geführt. Zuletzt stellt Leonie heraus, dass das Verbot 1970 vom DFB aufgehoben wurde und Frauenfußball somit offiziell vom DFB zugelassen wurde.Die Verbindung von historischer Entwicklung zur Frauen-EM 2023 schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die die kontinuierlichen Kämpfe um Gleichberechtigung im Sport verdeutlicht. Der abschließende Aufruf, “das Plus wegzumachen”, also dem Account zu folgen, bettet die besprochenen historischen Ereignisse und dazugehörige Material in die gegenwärtige Social-Media-Kultur ein.Das Video leistet einen wichtigen Beitrag zur feministischen Sportgeschichte, indem es nicht nur von Diskriminierungsformen berichtet, sondern durch seine multimediale Gestaltung auch strukturelle Mechanismen der Ausgrenzung sichtbar macht. Es zeigt, wie vermeintlich neutrale Institutionen wie der DFB aktiv Geschlechtergrenzen konstruierten und durchsetzen bzw. über einen langen Zeitraum durchgesetzt haben. Gleichzeitig erzählt es eine Geschichte des Widerstands von Frauen, die trotz institutioneller Hürden ihren Sport ausübten und dabei stellenweise auch von Kommunen und Gemeinden unterstützt wurden. Durch die Verbindung von historischem Material mit zeitgemäßer TikTok-Ästhetik wird feministische Bildungsarbeit für ein junges Publikum zugänglich, verständlich eingeordnet und relevant gemacht.
Erklärtext - hier kommt der Text mit der Auseinandersetzung zum Video