TikTokTactics

Vertikale Videopraxis- Einstieg in Produktion & Plattformlogiken

Gemeinnütziger Verein

Gegründet 2013

Sitz in Berlin

Ehrenamtlicher Vorstand

 

Verein für politische Medienbildung 

www.medialepfade.org

Wir möchten dazu beitragen, Desinformation und Online-Radikalisierung präventiv zu begegnen und das Potenzial von Kurzvideos für politische Bildung zu nutzen.

Zielsetzung TikTokSlam

Wirkmechanismen von Online-Radikalisierung besser verstehen

Sichtbarkeit von demokratischem Engagement und Werten verstärken

Plattformen nicht rechten Akteur*innen überlassen, menschenverachtenden Diskursen etwas entgegensetzen

Projektvorstellung

Auszubildende,  Berufsanfänger*innen und Fachkräfte

Zentrale Bestandteile

Akteur*innen der Demokratievermittlung, von

NGOs und Vereinen

Workshops für Fachtage, Veranstaltungen für Berliner zivilgesellschaftliche Vereine

ABLAUF

Einstieg und Kennenlernen: Chaos-Interview

Input: Unterwegs auf TikTok - Ja, Nein... Vielleicht? - Und wenn ja, wie?

Werkstattinseln: Meme-Produktion und Kurzvideoproduktion

Produktion

Präsentation und Auswertung

Vorstellungsrunde:

Geht mit eurer Karte im Raum herum und unterhaltet euch zu den Kennenlernfragen auf den Karten

TikTok und Vertikalvideos
Ja? Nein? ...Vielleicht?


- und wenn ja wie?

"Private Öffentliche Räume"

Plattformen = Private Unternehmen

 mit kommerziellen Interessen

Plattformen wollen möglichst viel  

Aufmerksamkeit/Nutzungszeit

Engagement-Logik: Algorithmen priorisieren Inhalte

mit hoher Aufmerksamkeit und Interaktion

Inhalte konkurrieren um  Aufmerksamkeit,

nicht um Relevanz

Aufmerksamkeitökonomie

Reichweite vs. Relevanz

Sichtbarkeit vs. Schutz

Unterhaltung vs. Haltung

Arbeiten mit Bedingungen,

die wir nicht selbst setzen

AFFORDANZEN

AFFORDANZEN

User Interface bietet spezifische Handlungsmöglichkeiten

  • FYP als Default-Anzeige

       Algorithmisch kuratierte Inhalte sofort verfügbar, hohe Reizdichte

  • Duett- und Stitch-Funktionen

        kommentieren, erweitern, remixen

        kollaborative Kreativität, Diskursraum, Konfliktverstärker

  • Endlos-Feed & Swipen

        Weiterwischen, kontinuierliche Aufmerksamkeit, schnelle Inhaltsrotation

  • Effekte, Filter & Sounds prominent integriert

        niedrigschwelliger Einstieg, starke Trendanbindung

 

 Verstärkungsmechanismen

Reaktionen, Interaktionen, Remixes

Kommentare, Duette, Stitches, Shares und Saves wirken als               sichtbare  Feedbackverstärker und pushen Reichweite

 

Polarisierung & Emotionalisierung

Starke Meinungen, Affekte und Zuspitzungen steigern Interaktionswahrscheinlichkeit (Zustimmung, Widerspruch, Shitstorm)

 

Abwechslung

Überraschende Schnitte, Erzählstrategien, Sounds, Stilwechsel

halten Aufmerksamkeit und ermöglichen viel Kreativität

 

Entdeckungsfeld

weniger akteurszentriert, Algorithmus ermöglicht Viralität ohne großer Follower*innenzahl

Relevanz

Daten zur Nutzung (JIM-Studie 2024):

  • YouTube: 81% der Jugendlichen regelmäßig, 48% täglich
  • TikTok: 54% der Jugendlichen regelmäßig
  • YouTube Shorts: Über 50% der Jugendlichen mind. 1x pro Woche
  • Langeweile bekämpfen: YouTube (38%), TikTok (31%)
  • Trends entdecken: TikTok (30%), YouTube (28%)
  • Nachrichten konsumieren: YouTube als zentrale Quelle
  • Unterhaltung und Spaß: Instagram (25%), TikTok (22%)

JIM-Studie 2024, Repräsentativbefragung von Jugendlichen (12–19 Jahre) mit einer Stichprobengröße von 1.200

Jugendliche und politische Inhalte
auf Social Media

 

Jugendliche/junge Erwachsene (16-27 Jahre)...

  • geben größtenteils ein "eher hohes Interesse an politischen Themen" an
  • ... haben wenig das Gefühl, von politischen Akteur*innen angesprochen zu werden oder mit ihren Themen in den gesellschaftlichen Diskussionen aufzutauchen
  • 1/3 fühlt sich gut informiert, gibt aber auch an, sich ausschließlich über politische oder gesellschafts-relevante Themen auf Social Media zu informieren

aus der Studie "How to sell Democracy online (fast)", 2025: 

repräsentative Online-Befragung , vier Fokusgruppengespräche und ein quantitatives Selektionsexperiment zu Auswahlkriterien von Kurzvideos

 

Nutzungsmotive

Junge Menschen suchen:
 Orientierung in komplexen Krisen
 Räume für Partizipation und Selbstwirksamkeit
 Authentische Vorbilder (nicht perfekte Menschen oder Institutionen)
 Konkrete Handlungsmöglichkeiten
 

aber finden oft
 Überforderung durch Krisennarrative und Desinformation
 Gefühl, nicht ernst genommen zu werden
 Wenig verlässliche Informationen z.B. zu Ausbildungsmöglichkeiten,     Engagement, etc.

Nutzungsmotive

TikTok  gilt zunehmend als Genz-Z Suchmaschine.

Desinformation und Ideologien der Ungleichwertigkeit auf TikTok

  • Ideologien der Ungleichwertigkeit sind weit verbreitet und stellen eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar

  • Social Media und TikTok als spezifischer Raum der Verbreitung mit eigenen Logiken

    • einfacher Zugang sorgt für eine möglichst breite Zielgruppe
    • neue Formate werden entwickelt und ausprobiert
    • große Reichweite
    • weniger Widerspruch
    • Anonymität und oft Straffreiheit

Desinformation und Ideologien der Ungleichwertigkeit auf TikTok

  • TikTok erweitert Resonanzraum der extremen Rechten
    -> v.a. junge Menschen erreichen

     
  • Wissen um die Moderationsrichtlinien der Plattform (Shadowbans, Drittaccounts)
     
  • Verwendung vielseitiger Codes, Dogwhistles, kampagnenförmige Social Media Angebote
     
  • docken vor Allem auf emotionaler Ebene an -> schüren Verunsicherung, Gefühl von Bedrohung, Marginalisierung und Handlungsohnmacht

Beispiele 

Selbsternannte Coaches

Beispiele 

Trend #tradwives &

#stayathomegirlfriend

Beispiele 

Mitmachkampagne "Stolzmonat"

Memeifizierung

Die AfD auf TikTok

Beispiele 

Verschwörungserzählungen und Pseudijournalismus

Beispiele 

rechte Jugendgruppen, z.B. Jugend Voran

Sound

  • Sounds fungieren auf TikTok sowohl als Teil des Videos, als Meme und als Hashtag
  • Bestimmte Milieus nutzen gleiche Sounds
  • Erschließung neuer Zielgruppen über die Nutzung spezifischer Sound

 

 

  • These: Social Media = oft Dramatik &
    Polarisierung
  • Aber: Es geht auch anders!

Ideen für die Social Media Arbeit

Analyse: TikTok-Beispiele

Was macht denn der NABU auf TikTok?

NABU

Ideen für die Social Media Arbeit - Beispiele

Daniela Sepehri

Beispiele

Bildungsstätte Anne Frank

Beispiele

Uni Magdeburg

  • Gegen Langeweile: Alle paar Sekunden ein neuer Reiz (Cut, Sound, Text, VFX)
  • Inhalt steuert Stil: Je "trockener" der Inhalt, desto mehr Dynamik
  • Normbruch als Stilmittel: Erwartungen brechen, z.B ernste Inhalte humorvoll vermitteln
  • visuell-technisch: Jump Cuts, Zoom-ins/-outs, Transitions, auf Beat/Musik schneiden
  • Rhytmuswechsel, unerwartete Perspektiven, Text-Bild-Widersprüche: "Was du hier siehst, stimmt nicht"
  • direkte Ansprache/Meta-Kommunikation ("du schaust immernoch?")

 

Struktur & Gestaltung: Pattern Interruption

Struktur & Gestaltung: Basics 

  • Style: kurz, knackig, nahbar, klar
  • Hook als Scroll Stopper in den ersten Sekunden: Provokation, Frage, Bestes Bild, Preview
  • Pacing (Tempo & Rhythmus von Infos, Bildern, Stimmungen):

    TikTok liebt hohes Pacing, anpassen an Inhalte & Zielgruppe wichtig

  • Text-Overlays: Unterstützen oder tragen die Erzählung, Barrierearmer
  • Sounds & Musik: Erzeugt Atmosphäre, Rhythmus und Emotionalität
  • Stimme/Voice-Over: Auf gute Audioqualität achten!

Arten von Hooks:

  1. Visuell (am schnellsten registriert)
  2. Text (Max. 6 Wörter gleichzeitig)
  3. Voice-Over/Sounds
  • die ersten 2-3 Sekunden sind entscheidend
  • Spannung aufbauen: "Wait for it"
  • Provokation/ Kontroverses Statement
  • Visuell:  "bizarre, satisfying, weird"

Struktur & Gestaltung: Hooks

Memes auf TikTok

 

Internet-Memes sind Phänomene der Vernetzung. Ihre Bedeutung entsteht nicht nur durch das, was sie zeigen, sondern dadurch, wie sie geteilt und weiterkombiniert werden.“

(Shifman 2014,  übersetzt aus dem Englischen)

Merkmale von Memes

  • Wiedererkennung: Manche Elemente bleiben erhalten und lösen Assoziationen aus.

  • Anpassbarkeit: Ein neues Meme entsteht oft aus einem alten – z.B. durch einen neuen Text oder einen anderen Sound 
  • Medien-Mix: Bild, Schrift, Video, Sounds, Emojis, ...

  • Entwicklung: Memes haben einen Ursprung, verbreiten sich, verschwinden, und tauchen wieder auf, ...

Analyse: Meme-Bausteine

TikTok von "Frag den Staat"

TikTok privat

TikTok privat

Analyse: Meme-Bausteine

TikTok Meme von Caren Lay, die Linke

Warum Memes nutzen?

  • Geringe Einstiegshürde – kein Studio, kein Skript nötig.

  • Potenzial für Reichweite durch Wiedererkennbarkeit und Teilbarkeit.

  • Möglichkeit zur kreativen Irritation und Reflexion 

  • Bedienen Plattformlogiken (Remix, Trends, Challenges)

  • Kommentieren aktuelle Themen – subtil oder direkt.

1. Echte Nähe statt künstlichem Drama

  • 🚫 Clickbait & Empörung
  • ✅ Persönliche Perspektiven & echte Emotionen
  • z. B. Alltag in der NGO, Behind-the-Scenes

2. Orientierung statt Verwirrung

  • 🚫 Vereinfachung & Verzerrung
  • ✅ Strukturierte Kurzformate mit Kontext
  • z. B. "3 Dinge, die du wissen solltest über…"

3. Dialog statt Polarisierung

  • 🚫 Shitstorms & Provokation
  • ✅ Reflexionsfragen & Kommentar-Dialog
  • z. B. "Wie siehst du das?" + echte Moderation

4. Humor & Kreativität statt Manipulation

  • 🚫 Mitleidstouren, Fishing for Sympathy
  • ✅ Satire, Memes, Storytelling mit Haltung
  • z. B. Wiedererkennbare Formate mit Witz

5. Bildungsnuggets statt Infotainment-Bombast

  • 🚫 Halbwahrheiten im Did-you-know-Style
  • ✅ Geprüfte Fakten + klare Haltung
  • z. B. "Wusstest du, dass… und warum das wichtig ist?"

6. Transparenz statt Agenda-Vernebelung

  • 🚫 Verdeckter Aktivismus
  • ✅ Klare Kommunikation von Position & Zielen
  • z. B. Bio, Endscreens, Pinned Comments

Werkstattinseln

Werkstattinsel 1 - Montage von Text, Video & Sound

Werkstattinsel 2 - Remixen und Memes

Kontakt & Ressourcen

mediale pfade

Workshop-Material

  • Alle Materialien als OER verfügbar
  • QR-Code zum Download der Präsentation

Vielen Dank und bis bald!

tiktokslam.berlin