UlAT
Politische Medienbildung im Schnittfeld von Forschung und Praxis
Unlearning Anti-Feminism on TikTok




Quellenangabe zum Video.
alpha_brotherhood; Männer wollen jüngere Frauen!; veröffentlicht am 15.04.2023; https://www.tiktok.com/@alpha_brotherhood/video/7222314896682274054
Wichtiger Hinweis:
Dieses Video ist von der Creative-Commons-Lizenz ausgenommen. Es steht unter keiner Creative-Commons-Lizenz.




Agenda

Team- und Projektvorstellung "Unlearning Anti-feminism on TikTok" |
theoretische Rahmung und Forschungsrahmen |
Zentrale Forschungsergebnisse |
Implikationen für die didaktische Konzeption der Bildungsmaterialien |
Vorstellung ausgewählter Methoden der politischen Medienbildung |
Handlungsempfehlungen für die politische Medienbildung |
Fragen, Diskussion und Rundgang |





Team




Team

- Laufzeit: 06/2024 bis 05/2025

- Titel: Unlearning Anti-Feminism on TikTok – Offene Bildungsmaterialien und Handlungsempfehlungen für die politische Medienbildung (UlAT)
UlAT in a nutshell

- Förderung: VolkswagenStiftung (Förderlinie Transformationswissen für Demokratien im Wandel)
In welcher Form begegnet Jugendlichen und jungen Erwachsenen Antifeminismus auf TikTok?
Wie müssen Präventionsangebote und Bildungsmaterialien gestaltet sein, um die Souveränität und Handlungsfähigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Bezug auf antifeministische Inhalte und Diskurse auf TikTok zu stärken?


Forschungsbasierte Entwicklung und Evaluation von präventiven Bildungsangeboten,
–materialien und Handlungsempfehlungen (OER)

UlAT in a nutshell
Begriffsverständnis: Ideologie, die sich gegen Feminismus, Geschlechtergerechtigkeit und bereits erkämpfte oder noch zu erkämpfende Errungenschaften der Emanzipation richtet (Herberth 2024, S. 10)
Intersektionale Perspektive: Antifeminismus als Radikalisierungsfaktor und als erster Berührungspunkt mit extrem rechten Gedankengut (Franke/Hajok 2024)

theoretische Rahmung
TikTok: Zentraler Ort der Verbreitung antifeministischer Narrative: "Ideologien der Ungleichwertigkeit wieder salonfähig gemacht" (Henninger 2020, S. 10); getarnt als Lifestyle-Formate (Bellinger/Kramer 2024); von Tradwifes bis Männercoaches (Bauer/Rösch 2023)
DBR als Forschungsrahmen
(Bereiter 2002; Reinmann 2019)

Design-
Based-
Research
(DBR)
1. Problemdefinition
2. Didaktische Konzeption
5. Weiterentwicklung
6. Erneute Durchführung
4. Analyse & Reflexion
3. Erprobung Workshop
Zentrale
Forschungsergebnisse

Einblick in die explorativen
TikTok-Analysen
Sampling
- Hashtagrecherche, Algorithmensuche und Clusterbildung
- Korpus: 5 TikToks (Teil des Interviewleitfadens) + 14 TikToks (Fokus Tradwives)




Datenauswertung
- Anschluss an Bauer (2023): Multimodale Inhaltsanalyse nach Serafini & Reid (2019) und Netnografie nach Kozinets (2020)
- Analysebogen: (A) Informationen und Daten, (B) Beschreibung, (C) Deutung und Kontextzusammenhang
Einblick in die explorativen
TikTok-Analysen


Ausgewählte Ergebnisse: identifizierte multimodale Strategien
- Emotionalisierung und Ästhetisierung statt Argumentation
- Rhetorische Absicherung und Kritikvermeidung
- Re-Traditionalisierung als Selbstermächtigung
- Polarisierung und Vereinfachung gesellschaftlicher Debatten
Einblick in die explorativen
TikTok-Analysen


Implikationen für weitere Projektphasen
- Interviews: Erkennen Jugendliche solche Strategien? Wie gehen sie mit diesen Inhalten um?
- OER: TikToks als Beispiele brauchbar
- Handlungsempfehlungen: Kritische Medienanalyse
Anlage der Interviewstudie
Übersicht über das Sample
- 16 Personen im Alter von 15 bis 22 Jahren (7× weiblich, 8× männlich, 1× non-binär)
- Formaler Bildungsgrad: 9 Gymnasium, 3 Studium, 2 mittlere Reife, 1 Gesamtschule, 1 Fachhochschulreife
- Regionale Verteilung innerhalb der Bundesrepublik (Nord–Süd–Ost–West; Stadt/Land)
- TikTok-Nutzer*innen


Anlage der Interviewstudie
Datenerhebung und Auswertung
- Zeitraum: Juni bis August 2024
- Qualitative Leitfadeninterviews: (Przyborski & Wohlrab-Sahr 2021) mit audio-visuellen Erzählstimuli
- Qualitative Inhaltsanalyse: (Kuckartz & Rädiker 2022)


Zentrale Ergebnisse
der Interviewstudie
-
TikTok: hohe Relevanz für politische Meinungsbildung, obwohl politischer Content nicht von allen gezielt gesucht

-
Unterschiedliche Verständnisse und Einschätzungen zu Antifeminismus
-
Begegnung mit antifeministischen Inhalten: TikToks / Kommentare nicht selten, aber Schwierigkeiten, sie zu erkennen
-
Kaum Diskussion: wenig Austausch auf der Plattform – Gespräche finden eher offline mit Peers statt
-
Handlungsstrategien: Trainieren des Algorithmus, sich rausziehen (App löschen), aktives Vorgehen gegen Inhalte, Identifikation von Antifeminismen üben
Beispielhafte Zitate
aus der Interviewstudie

„AfD, weil die halt Aussagen treffen, die halt antifeministisch sind ähm und die und dass ist halt auch verbreitet wird durch TikTok oder sonstige Plattformen.“ (B06, Z. 449-454)
„Aber auch in den Kommentaren teilweise, wenn zum Beispiel Frauen feministische Videos hochladen, wo die dann sich für Frauen einsetzen, dann steht den Kommentaren sowas wie: "ja reg dich nicht so auf. Es ist doch alles gleich schlimm" oder "geh lieber in die Küche kochen" oder so was ist dann wieder mehr in den Kommentaren.“ (B13, Z. 421-426)
Implikationen für die
didaktische Konzeption
der Bildungsangebote

Wunsch nach: interaktiven, sachlichen und differenzierten Bildungsangeboten
Wichtig: Redeanlässe schaffen – Videos gemeinsam schauen und sich dazu äußern
Zielgruppensensibel aufbereitet & Halbwahrheiten und Beschönigungen thematisieren
Förderung: Medienkompetenz & Handlungsfähigkeit
Bildungsorte: überwiegend Schule, teils auch Jugendzentren
Anlage der didaktischen
Begleitforschung
- Teilnehmende Beobachtung durch die Forscher*innen (König 2018; Lüders 2025)
- summative Evaluation der Workshops mittels Fragebögen (Souvognier & Gold 2003)
Erprobung Workshop
Oktober 2024
- Gruppendiskussion im Anschluss an den Workshop mit Teilnehmer*innen auf freiwilliger Basis (Strübing2018)
-
Auswertung der im ersten Durchlauf erhobenen Daten, Reflexion und Weiterentwicklung der Angebote (Phasen 4 & 5)

Implikationen für die
didaktisch-methodische Weiterentwicklung
- Stärkere Integration von Plattformlogiken und Handlungsmöglichkeiten

- Jüngere Zielgruppen und Angebote für Schulen
- Bestandteile modularer konzipieren, um sie in unterschiedlichen Settings einsetzen zu können
- Pausen integrieren und nicht zu viele Methoden (Zeitpuffer)
Anlage der didaktischen
Begleitforschung
- Teilnehmende Beobachtung durch die Forscher*innen (König 2018; Lüders 2025)
- summative Evaluation der Workshops mittels Fragebögen (Souvognier & Gold 2003)
Erprobung Workshop
Oktober 2024
Erneute Durchführung Workshop April 2025
- Gruppendiskussion im Anschluss an den Workshop mit Teilnehmer*innen auf freiwilliger Basis (Strübing2018)
-
Auswertung der im ersten Durchlauf erhobenen Daten, Reflexion und Weiterentwicklung der Angebote (Phasen 4 & 5)


Vorstellung ausgewählter
Methoden

Digital reflections
So geht’s:
-
Ihr sitzt euch paarweise gegenüber.
-
Vor euch liegen zwei Karten
-
Sprecht 3 Minuten lang über beide Fragen.
-
Dann rotiert der Außenkreis nach links und der Innenkreis nach rechts.
- Nur erzählen, womit ihr euch wohlfühlt.
-
Hört einander gut zu.
-
Es gibt kein Richtig oder Falsch!

Digital reflections


Digital reflections

Zeitstrahl
feministische Errungenschaften

Zeitstrahl
feministische Errungenschaften
1. Gebt eine Schätzung ab, wann euer Ereignis stattfand.
2. Nun gehts an die Recherche:
- wann hat euer Ereignis stattgefunden?
- Wie kam es zu diesem Ereignis?
- Welche Kämpfe gingen dem Ereignis voraus?
- Welche politischen und zivilgesellschaftlichen Akteur_innen waren beteiligt?
- Wer ist von dem Ereignis betroffen?
- Welche Auswirkung hat das Ereignis für Betroffene?
3. Präsentiert das Ereignis dem Rest der Gruppe.

TikTok-Puzzle

Make Your
Meme Come True

Handlungsempfehlungen für politische Medienbildung im Kontext von Demokratien im Wandel
Medien- und Gesellschaftsanalyse
1. Entschleunigung der Wahrnehmung
2. Sensibilisierung für Erkennungsmerkmale
Entwicklung von Handlungsstrategien
3. Verstehen und Nutzen von Plattformmechanismen
4. Entwicklung von Diskursstrategien

Pädagogische Ansätze und Kontexte
5. Partizipative, lebenswelt- und gestaltungsorientierte Bildung
6. Einbettung in formale, non-formale und informelle Bildungskontexte
Professionelle Haltung
7. Positionierung und Grenzsetzung
8. Raum geben für Emotionen

Beteiligung in Demokratien im Wandel

10. Sensibilisierung für politische Handlungsmöglichkeiten
9. Utopiearbeit und Aufzeigen von Alternativen für demokratische digitale Räume


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